Ich gehe gerne auf Konzerte. Ob großes Stadionkonzert, kleines Clubkonzert oder irgendwas dazwischen, so 3-4x im Jahr bin ich dabei.
Dabei muss ich nicht unbedingt irgendwo in der Menge stehen, bei meiner Größe (und dem fortgeschrittenen Alter 😀) ist mir in Sitzplatz schon angenehm. Aber wie sich die Ticketpreise so entwickeln ist der helle Wahnsinn. Mir ist schon klar, dass heute kein Künstler mehr nur noch von seinen Platten- oder CD-Verkäufen leben kann und nur Tour und Merchandise noch ein bisschen Geld in die Kasse spülen.
AAABER: Was ich aber überhaupt nicht okay finde ist der Trend zum abgetrennten Front of Stage-Bereich (FOS) vor der Bühne, wo die Karten 10x so viel kosten wie die für das gemeine Volk.Aktuell sind z.B. noch Karten für die Rolling Stones in D’dorf zu bekommen für 799,- oder 499,- EUR. Und nicht bei einem windigen Zweitvermarkter sondern direkt bei einer der offiziellen Vorverkaufsstellen im Internet. Unfassbar!
Im Spiegel hab ich gelesen, dass es in Hamburg sogar Karten für über 20.000 EUR gab, mit Händedruck der Stones und für den guten Zweck. Das hat für mich so gar nichts mehr mit Rock’n’Roll zu tun, mit Rebellion oder Aufmüpfigkeit. Das sind eher Preise für Großunternehmer und Vorstände.
Auch Bruce Springsteen macht gerade eher Negativschlagzeilen in Richtung Ticketpreis-Explosion. Für seine mittlerweile restlos ausverkauften Broadway-Shows werden Preise bis 850 $ aufgerufen. Das wird der rezessionsgeplagte Blue Collar Worker, den Bruce in vielen seiner wunderbaren Lieder besingt, nicht zahlen können - oder wollen.
Aber nicht nur bei den großen Playern gibt es diese Auswüchse. Mein persönliches Golden Circle Erlebnis hatte ich bei Frank Turner, früher Punk-Sänger bei Million Dead, jetzt als Punk/Folk/Rock/Singer/Songwriter mit seiner Band Sleeping Souls unterwegs. Erstmal ist das Konzert letztes Jahr wegen schlechtem Wetter aus der Rheinaue ins Brückenforum verlegt worden UND es gab in der Halle einen abgetrennten FOS-Bereich. Da tummelten sich vielleicht 50-100 Menschen, der Rest hinter der Absperrung. Zu Frank Turners Ehrenrettung muss ich sagen, dass das nicht seine Idee war sondern die des Veranstalters.
Als Frank Turner gemerkt hat, dass es diese Trennung gibt hat er sofort reagiert und die Leute von hinten nach vorne geholt, sehr zur Begeisterung der Ordner. Ich fand die Aktion gut, denn Punk und Absperrungen passt überhaupt nicht zusammen.
Früher, in den guten alten Zeiten als es weder Handys noch Internet gab hat man sich einfach rechtzeitig vor der Halle eingefunden und ist dann bei Einlass sofort nach vorne gerannt. So hab ich zum Beispiel in der Kölner Sporthalle (kann sich da noch einer dran erinnern, war eine tolle Atmosphäre) bei Sting und Gianna Nannini in der ersten Reihe gestanden. Bei größeren Events und in Stadien gab es zwar aus Sicherheitsgründen auch Wellenbrecher, aber die Tickets haben trotzdem alle das gleiche gekostet und es galt das schöne “First come, first serve” Prinzip.
Auf diese Art und Weise bin ich bei Prince im Frankfurter Waldstadion auf der genialen "Sign o’ the Times" Tour zwar nicht bis ganz nach vorne, aber immerhin hinter den zweiten Wellenbrecher gekommen. Was bei einer Größe von 1,60 m auch nicht das Allerschlechteste ist.
Und das alles ohne Golden/Platin/Superduper-Circle Tickets. Die werde ich auch weiterhin einfach boykottieren!
Keep on Rockin in the Free World!
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